Ich habe ein Video im Internet gesehen, in dem ein junger Mann deutlich macht, dass unsere sozialen Netzwerke ganz schön unsozial sind. Er erklärt, dass er 422 Facebook Freunde hat, sich aber trotzdem oft einsam fühlt. Er macht deutlich, dass wir große Momente unseres Lebens verpassen, weil wir mehr damit beschäftigt sind, Bilder zu veröffentlichen, anstatt ehrliches Interesse an unserem Gegenüber zu zeigen. Das Video zeigt Momente aus dem Alltag von Menschen, die mir nur allzu bekannt vorkommen. Wie oft verschicke ich schnell eine WhatsApp Nachricht, während Freunde oder meine Familie mit mir spricht? Wie oft starre ich auf mein Handydisplay oder den Fernseher anstatt mein Gegenüber anzusehen? Und wie oft fühle ich mich trotz der vielen Kontakte einsam? Wenn ich ehrlich bin ziemlich oft.
Als Christ bin ich davon überzeugt, dass ich nicht nur mit Gott sprechen kann, sondern dass er auch zu mir reden möchte, zum Beispiel durch Personen, Naturereignisse oder in außergewöhnlichen Situationen. Allerdings kann Gott nicht mit mir sprechen, wenn wir durch unser Smartphone, den Fernseher oder die Spielkonsole abgelenkt werden.
Ein Blick in die Bibel verrät mir, dass die Menschen auch damals, als es noch keine sozialen Netzwerke, Smartphones und Fernseher gab, Probleme hatten, auf Gott zu hören. Oft waren sie unsicher, ob es wirklich Gott war, den sie gehört hatten. Oder sie fühlten sich zu schwach, um eine große Aufgabe in Angriff zu nehmen. In der Bibel können wir lesen, wie der Jünger Petrus auf dem Wasser geht, weil Jesus ihn auffordert, mutig zu sein. Doch dann wendet er den Blick von Jesus ab, richtet ihn auf die Wellen und bekommt Zweifel. Er beginnt zu sinken, bis Jesus ihn rettet.
Die Geschichte zeigt, dass es auch damals, als Jesus auf der Erde war, nicht einfach war den Blick nur auf ihn zu richten. Dabei ist genau der so wichtig: Wenn ich nämlich meinen Blick auf Jesus und von meinem Smartphone weg richte, bekomme ich ein Gefühl für meine Mitmenschen und sehe wenn sie Hilfe brauchen. Jetzt kann ich mich entscheiden: Poste ich lieber ein Foto auf Instagram oder helfe ich? Ganz ohne Eigennutz.
Wenn ich nun abends auf dem Sofa sitze und durch Facebook scrolle um zu schauen, was meine Freunde gerade machen, könnte ich etwas anderes tun. Ich könnte mein Smartphone doch auch mal für das nutzen, für das es ursprünglich gedacht war. Zum Telefonieren. Wenn ich dann das Lachen meiner besten Freundin nicht nur auf ihrem Profilfoto sehe, sondern live höre und wir zusammen Pläne schmieden, wann wir uns das nächste Mal treffen, dann fühle ich mich gleich viel weniger einsam.
Auch deshalb haben wir hier im Zeltlager bewusst entschieden unsere Handys und Spielkonsolen zuhause zu lassen, und uns auf unsere Freunde zu konzentrieren. Und wenn wir ehrlich sind, ist es nun auch wieder nicht so schlimm mal 12 Tage ohne die sozialen Netzwerke auszukommen. Vielleicht sollten wir, auch wenn wir wieder zuhause sind mal das Smartphone zur Seite legen und vielleicht fällt uns dann auch der Mitschüler in der Klasse auf der gemobbt wird, oder der Arbeitskollege der immer alleine in der Mittagspause am Tisch sitzt und traurig vor sich hin träumt. Oder die Mutter, die verzweifelt versucht den Kinderwagen in den Bus zu hieven. Doch man hat auch nicht immer Lust zu helfen. Trotzdem sollten wir es versuchen uns aufzuraffen um zu helfen. Daraus können oft schöne Freundschaften entstehen oder auch nur ein kleines Lächeln das unser Herz erwärmen kann. Gott möchte dass wir aktiv werden.
Als ich nun das Video gesehen habe, musste ich fragen: Lasse ich mich im Alltag von Gott leiten oder von den sozialen Netzwerken ablenken? Schaffe ich es, im richtigen Moment den Blick nach oben zu richten und das zu tun, was Gott von mir möchte.