"Wenn jeder an sich selber denkt..."

Ihr kennt bestimmt alle die Redewendung: "Wenn jeder an sich selber denkt, ist auch an alle Gedacht"
Wenn man rein logisch über diesen Spruch nachdenkt, dann stimmt er schon. Jedes Problem das jemand hat wird von ihm selbst gelöst und bedarf keiner Hilfe von einem Zweiten - einen Zweiten zu finden ist ja auch nicht so leicht, da er vielleicht gerade selbst damit beschäftig ist seine Probleme zu lösen oder sich gerade selbstlobend auf die Schultern klopft da er wieder etwas für sich erreicht hat.
Aber dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein. Man stellt sich mal ein Haus vor in denen 6 Wohnungen sind. Es ist ein neu renoviertes Haus und jede Wohnung wird von jedem einzelnen Bewohner liebevoll eingerichtet und gepflegt - im Grunde eine sehr schöne Wohnlage. Jeder Mieter fühlt sich aber nur für seine Wohnung verantwortlich - das Treppenhaus, der Eingangsbereich und der Kellerabgang wird am Anfang nur ab und zu mal schnell mit durchgewischt doch je länger die Leute im Haus wohnen desto mehr lässt auch diese Tat nach und keiner Kümmert sich mehr um solche Bereiche. Jeder denkt sich nur, warum er immer der jenige sein soll, der das putzt - sollen die anderen doch auch mal was tun! Irgendwann ist das Treppenhaus total verdreckt und das ganze Haus wirkt verkommen. Keiner will mehr wirklich aus seiner Wohnung gehen - aber z.B. zum Essen einzukaufen muss man seine Wohnung dann doch mal verlassen und so wird dann jedem Bewohner klar, dass auch das Treppenhaus gereinigt werden muss und es nicht reicht, wenn jeder nur seine eigenen Wohnung sauber hält. Wenn jeder nur an sich denkt, dann vergammelt der Rest ausserhalb seiner Wohnung uns somit auch das Haus. Betrachten wir mal diese Geschichte im Bezug auf uns Menschen. Die einzelnen Wohnungen sind wir Menschen und mit dem Putzen meine ich nicht das Waschen und Duschen sondern die innere "Sauberkeit" - alles das, was wir tun, damit wir mit uns selber im reinen sind. Das Treppenhaus, der Kellerabgang stellt die Beziehung zu unseren Nachbarn und Mitmenschen dar. Am Anfang braucht man die nicht, weil man noch gut selber zu Recht kommt, aber irgendwann steht man da und kommt alleine nicht mehr weiter und genau da kommen jetzt unsere anscheinend unwichtigen Mitmenschen ins Spiel. Aber dann muss man erst mal eine Menge Müll wegräumen um zu dem helfenden Nachbarn zu kommen.
Um noch einmal auf den Spruch am Anfang zurückzukommen - es reicht eben nicht, wenn jeder an sich selber denkt, weil man dann in schwierigen Zeiten, wo man alleine eben nicht mehr weiter kommt, keinen guten Nachbarn in seiner Umgebung hat.
Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt - so lässt sich der Wille Gottes zusammenfassen.
Matthäus 7,12 - Dieser Satz ist Bestandteil einer längeren Rede Jesu, die er von einem Berg aus an das Volk gerichtet haben soll, die 'Bergpredigt'. Darin geht es vor allem darin, wie Menschen leben sollen. Für das gemeinsame Leben von Menschen wird dieser Satz auch die 'goldene Regel' genannt, weil er einen Grundsatz des guten menschlichen Miteinanders auf den Punkt bringt. Jesu hat es uns vorgelebt, dass man eben nicht nur an sich denken soll, sondern auch an unsere Mitmenschen. Auch bei uns in der Gemeindejugend kann man sich schnell - ich finde fast zuschnell - ein sauberes Treppenhaus einbilden. Wir machen doch was für die anderen - organisieren Freizeiten usw. - aber trotzdem finde ich, dass es schon noch den ein oder anderen verstaubten Treppenabsatz gibt. Wir sollten versuchen den anderen zu Verstehen und zu Helfen, bevor er zu spät ist und der Dreck dann fast unüberwindbar sich angehäuft hat. Ich glaube also, dass wir uns von dem am Anfang erwähnten Spruch so weit wie möglich distanzieren sollten und versuchen, so wenig Dreck und Unrat wie möglich zwischen unseren Nachbarn liegen zu lassen und vielleicht schon versuchen das kleinste Staubkörn aufzuwischen.
Meine Andacht möchte ich mit dem "Abendsegen von Luther" beenden:
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. AMEN